Über das Stück

Das Musical „Children of Eden“ orientiert sich an der biblischen Urgeschichte: Die Geschichten von Paradies und Sündenfall, Kain und Abel, Noah und der Sintflut werden aus einem neuen Blickwinkel heraus erzählt und dabei zum Teil verändert.

Gott ist nach der Schöpfung nur so lange von seinen Kindern Adam und Eva begeistert, wie sie ihren Drang nach Erkenntnis in Zaum halten. Als aber Eva diesem nachgibt und trotz göttlichen Verbotes einen Apfel isst, der ihr tiefere Einblicke in die Zusammenhänge der Welt gewährt, verweist er sie voller Zorn des Paradieses. Adam beißt aus Trotz gegen seinen Vater und aus Anhänglichkeit an Eva ebenfalls in den Apfel und macht damit den Garten Eden zur menschenfreien Zone (und somit wohl erst wirklich zum Paradies). Adam und Eva müssen nun in karger Wildnis sauer für ihr Überleben arbeiten, beten aber mit ihren Söhnen Kain und Abel noch immer treu zu Gott. Während Adam Hoffnung hat, durch gute Führung eine Rückversetzung ins Paradies erwirken zu können, gibt der zum Mann herangewachsene Kain diese Perspektive auf und konzentriert sich auf die Erforschung der irdischen Welt. Sein Streben nach Freiheit bringt ihn in Konflikt mit seinem Vater Adam. Es kommt zum handfesten Streit, in dessen Verlauf Kain seinen Bruder Abel, der brav auf der Seite Adams steht, im Affekt tötet. Kain flieht daraufhin und wird von Gott für seine Tat verflucht und mit dem Kainsmal belegt, das (entgegen der biblischen Vorlage) ihn und seine Nachfahren für alle Zeiten als von Gott Abtrünnige zeichnen soll.

Im zweiten Akt ist die Szenerie völlig verändert: Die Menschheit hat sich massenhaft vermehrt, besonders die Rasse Kains ist dermaßen stark vertreten, dass Gott sich entschieden hat, sie mit einer gewaltigen Flut komplett auszumerzen. Allein der gottesfürchtige Noah, seine Frau, Söhne und Schwiegertöchter sollen an Bord einer Arche überleben und mit ihrem kainfreien Blut die Grundlage für ein besseres Menschengeschlecht nach der Flut legen.

Japhet, der jüngste Sohn Noahs, ist allerdings noch unverheiratet und hat sich für eine Frau aus dem Stamm Kains entschieden, was für den Zuschauer unschwer an ihrem Mal auf der Stirn zu erkennen ist. Da Gott solche Verunreinigung des Blutes nicht brauchen kann, wird Yonah, die Braut Japhets, von der Reise ausgeschlossen. Letzterer will aber nicht auf sie verzichten und schmuggelt sie daher heimlich an Bord, wo sie sich während des großen Regens versteckt hält. Gott scheint den Betrug im Gegensatz zu Noah aber bemerkt zu haben und lässt es ergo einfach nicht aufhören zu regnen: besser gar keine Menschen als solche. In dieser Situation lässt sich Yonah von Japhets Brüdern entdecken, da sie sich als Ursache des Unglücks der ganzen Familie erkennt.

Der Zorn der Familie eskaliert zu gewalttätigem Streit, der um ein Haar mit dem Tod von einem der Brüder endet. Yonah wirft sich dazwischen und verhindert, dass ihr Geliebter zum Mörder wird. Noah werden dadurch die Augen geöffnet, er beschließt, zu seinem Sohn und dessen Braut trotz deren Zeichnung zu stehen und Japhet seinen eigenen Weg wählen zu lassen. Die große Überwindung Noahs, dem Sohn den eigenen Willen zuzugestehen, kann Gott mitfühlen: Er erkennt, dass es ihm bezüglich seiner Kinder, der Menschen, ebenso ergeht. Er kommt zu dem Schluss, ihnen trotz aller Widersetzung eine neue Chance und sie endgültig frei zu geben. Damit endet das Musical: Gott gibt seinen Kindern alle Chancen, alle Freiheit, aber auch alle Verantwortung. Er greift nicht mehr ein, lässt als guter Vater die Menschheit ihre eigenen Fehler machen. Es liegt in der Hand des Menschen: Er hat die Erkenntnis und den freien Willen gesucht, Verantwortung kann er nicht mehr auf Gott abschieben. In diesem Sinne sind wir alle „Children of Eden“.

 

Presse

Adam, Eva und die Schlange

Von Marion Unger

Adam und Eva, Schlange und Apfelbaum, die Vertreibung aus dem Paradies und schließlich Noah mit seiner Arche – all die vertrauten Personen und Vorgänge aus der Schöpfungsgeschichte der Bibel bestimmen auch die Handlung des Musicals „Children of Eden“. Allerdings präsentieren sich die Charaktere gegenüber dem gewohnten Text etwas verfremdet.

Der Komponist Stephen Schwartz und der Texter John Caird haben die biblische Vorlage in eine Geschichte vom Erwachsenwerden umgemünzt. Wer eine Nacherzählung der Genesis erwartete, wurde sicherlich enttäuscht. Dennoch bot die Inszenierung einige interessante Ansatzpunkte für eigene Interpretationen. In Szene gesetzt wurde das Musical in der Bad Kreuznacher Johanneskirche von der Gruppe „Spell 88“ der Evangelischen Kirchengemeinde Wuppertal-Cronenberg.

Die jungen Leute sind seit 1988 schon öfter – unter

anderem auf Kirchentagen – mit Musical-Inszenierungen in Erscheinung getreten, deren erklärtes Ziel in der Vermittlung christlicher Werte und Inhalte besteht. Rund 45 Mitwirkende im Alter zwischen 12 und 34 Jahren arbeiten in den verschiedensten Bereichen zusammen. Fetzige Musik und aufwendige Technik, die sich mit den Tücken der Akustik in der Johanneskirche etwas schwer tat, prägten die Aufführung. Die durchweg überdurchschnittlich guten Gesangsleistungen von Solisten und Chor verdienen – auch wenn das Englisch nicht immer lupenrein geriet – volle Anerkennung. Leider enthielt das recht informative Programmheft keinen einzigen Namen der Darsteller.

Die mitreißende Choreographie trug deutlich prof- essionelle Handschrift. Sehr eindrucksvoll präsentierte sich zum Beispiel die obligate Schlange im Garten Eden als vielköpfige Gruppe von Tänzerinnen. Auch bei der Gestaltung der Masken von Tieren, die den Garten Eden bevölkern, bewies die Gruppe viel Phantasie.

Westdeutsche Zeitung - Montag, 30.08.1999

Die Geschichte der Schöpfung als Musical
Von Frank Becker

Gemessen an der Größe der Schöpfung und am Inhalt der biblischen Genesis 1 bis 9 sind dreienhalb Stunden eigentlich wenig. Im vollbesetzten Gemeindesaal des Martin-Luther-Hauses an der Holzschneiderstraße erschienen sie wie die Ewigkeit. Das lag nicht an der Aufführung . Gut 250 Gäste und etwa 60 Mitwirkende plus Beleuchtung und Nebelmaschine sorgten dafür, dass die Luft in dem gut abgedichteten Raum innerhalb von Minuten sauerstoffarm war.

Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen boten die jungen Darsteller der christlichen Musikcal-Gruppe „Spell 88“ aus Cronenberg mit hohem Einsatz und viel Engagement vor, auf und hinter der Bühne eine unterhaltsame, temporeiche Einstudierung des Musicals „Children of Eden“ von Stephen Schwartz. Unter der Gesamtleitung von Martin Ribbe erzählten sie die ersten neun Kapitel der Bibel mit einem Blick auf das Erwachsenwerden der Menschheit und des Individuums. Mit Humor,

aber auch angemessenem Ernst wurde eine etwas andere Schöpfungsgeschichte gezeigt, in der Gott (Björn Spörkel) einmal nicht der bärtige Alte ist, mit Adam (Jörg Wasserfuhr) und Eva (Stefania Stasi) die Nomenklatur diskutiert und auch evolutionstheoretische Seitenhiebe einsteckt.

Akzeptable solistische Gesangsleistungen, bestens unterstützt von Chor und 13-köpfiger Band, wurden bei den ausschließlich englischsprachigen Songs trotz diverser technischer Probleme geboten. Musikalischer Höhepunkt und wirkliche Überraschung aber wurde Florian Danowski, der als Kain mit beachtlicher Stimme und ausdrucksvollem Vortrag auf sich aufmerksam machte. Da steckt noch sehr viel Potenzial.

Dass die Musical-Industrie vor nichts halt macht, weiß man seit „Joseph“ und „Gaudi“. Nun also das Buch der Bücher. Da bleibt noch viel zu tun für die Webber und Schwartz dieser Welt. Dass Gruppen wie „Spell 88“ dadurch eine Plattform finden, ist der erfreuliche Effekt dabei.

Rheinische Post -  07.02.2000

„Kinder von Eden“ / Generationen-Konflikte
Kinder suchen und finden eigene Antworten
Von Julia Schmidt

Erkrath. Bezeichnenderweise hatten sich hauptsächlich Eltern mit ihren Kindern in der Erkrather Stadthalle eingefunden, um sich den Auftritt des Wuppertaler Ensembles „Spell 88“ und das Musical „Children Of Eden – Gen 1-9 als eine Geschichte vom Erwachsenwerden der Menschheit“, anzusehen.

Das Stück beginnt mit der Schöpfungsgeschichte. Gott erschafft die Welt – zuletzt die Menschen, die er „Kinder“ nennt. So wie viele Eltern es gerne tun würden, setzt Gott sein Kinder in einen perfekt geschützten Garten – Eden. Und während Adam gehorsam ist, beginnt Eva zu hinterfragen. Der Konflikt zwischen „Vater“ Gott und seinen „Kindern“ zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Das Ende zeigt, dass Kinder nicht nur eigene Wege gehen und eigene Antworten finden, sondern dass sie auch in der Lage sind, ihren Eltern in mancher Hinsicht die Augen zu öffnen. In „Children Of Eden“ wird die biblische Geschichte unter dem Aspekt „Familienkonflikte“ originell und einfallsreich inszeniert.

Schade nur, dass vom Text der Lieder (die ausschließlich in englischer Sprache gesungen wurden) nur Bruchstücke zu verstehen waren.

Denn damit mussten die ansonsten hervorragenden Stimmen der Darsteller einiges an Wirkung einbüßen. Und so wurde bereits nach dem ersten Akt einiger Unmut geäußert. „Vor allem für Kinder wäre es wesentlich sinnvoller, die Lieder auf Deutsch zu singen“, so eine Mutter. „Meine beiden haben schon nach kurzer Zeit abgeschaltet, weil sie einfach nicht mehr mitgekommen sind.“

Programmheft half weiter

Selbst diejenigen, die der englischen Sprache mächtig sind, mussten entweder einigermaßen bibelfest sein, um die Zusammenhänge zu verstehen, oder im Programmheft mitlesen. So auch Meike Kriwett (20) „Wenn im Programm die Inhalte der Lieder nicht zusammengefasst wären – ich glaube, ich hätte kapituliert.“ Ob es nun daran lag, dass sich die Zuschauer in das Stück eingefunden oder weil die Gruppe sich eingespielt hatte, letztlich wurden die Liedtexte und damit auch die Zusammenhänge des Musicals verständlicher.

Etwa ein dreiviertel Jahr wurde benötigt, um „Children Of Eden“ auf die Beine zu stellen. Das Ensemble, unterstützt von der Evangelischen Kirchengemeinde Wuppertal-Cronenberg, tritt regelmäßig bei Jugendgottesdiensten auf. Das nächste Mal werden „Spell `88“ bei ihrem Auftritt auf der Weltmesse „Expo“ in Hannover im Juni zu sehen sein.

Westdeutsche Zeitung - 07.02.2000

Musical-Gruppe „Spell `88“ begeisterte
Von Martina Thöne

Erkrath. Ungehorsam ist ungesund – auch, nein gerade wenn pralles Fruchtfleisch lockt. Der vitaminreiche Aufstand im Paradies schlägt dem schockierten Schöpfer jedenfalls gehörig auf den Magen. Selbst wenn Gott jugendlich und kein klischeebedienender Bartträger ist – seine Verbannungsstrafe ist so klar wie sein Glaubensgebot: „Alles, was ihr tun müsst, ist, mich zu lieben.“

Pflegeleicht und dankbar sollen, selbstbestimmt und wissbegierig wollen sie sein: Dass Adam und Eva die Warnung vor einem Geschichte gewordenen Apfel vollmundig ignorierten und kräftig zubissen, war am Samstag Abend erst der Anfang vom Ende paradiesischer Zustände.

Sündenfall, Brudermord und Sintflut: Den Streifzug durch die biblische, von Stephan Schwartz komponierte Schöpfungschronik, hatte die Wuppertaler Musicalgruppe „Spell`88“ in der Stadthalle prall aufgeladen. Live wie lehrreich brachte die evangelische Kirchengemeinde aus Wuppertal-Cronenberg ihre Genesis-Version auf die Bühne, damit nebenGott (Björn Spörkel) auch die

vorgeführten „Elterntypen“ die Bedürfnisse und den freien Willen ihrer Mitmenschen akzeptieren lernten – statt pubertäre Emanzipationskämpfe sofort in die Wüste zu schicken.

Sie Mischung aus englischen Liedern und deutschen Zwischentexten lebte von den tragenden Stimmen: Während „Eva“ Stefania Stasi von Anfang an unbequeme Fragen stellte, konzentrierte sich Jörg Wasserfuhr mit nicht weniger euphorischer Ausstrahlung zunächst begeistert darauf, die neu entwickelten Tiernamen penibel zu ordnen – als naiv-treuherziger „Adam“, der in seiner Entwicklung zum behütenden Familienvater erstaunlicherweise kein bisschen alterte.

Ohne graue Haare zu bekommen, aber mit hörbarer professioneller Unterstützung, hatten die 45 Tänzer, Sänger und Schauspieler zwischen zwölf und 34 Jahren in neun Monaten ihre sechste Musicalproduktion einstudiert. Während das Happy-End vorprogrammiert war, gab es für die Erkrather Gymnasiasten unter den aufmerksamen Beobachtern von „Children of Eden“ ein überraschend delikates Déja-vu-Erlebnis: Mit „Schlange“ Corinna Egen führte ausgerechnet ihre Religionslehrerin die berüchtigtste Sünderin der Bibelgeschichte in Versuchung.

„Cronenberg Publik“, Heft 2

Broadway in Cronenberg
Spell 88 proudly presents…Das Musical Children of Eden
Von Andreas Weigel

“Es gibt die Gruppe seit 1988, und in diesen Tagen hatte das 6. Musical Premiere im Martin-Luther-Haus in der Holzschneiderstraße: Children of Eden von Stephen Schwartz. Die ersten zwei Vorstellungen waren schnell ausverkauft: Über 400 Gäste sahen sich das Musical an.

Godspell (2x), Joseph, Follow the Star, Beyond the Rainbow – das waren die Musicals der vergangenen Jahre. Jedes Stück wurde ca. 18mal aufgeführt und die 50 Jugendlichen im Alter von 14 – 28 Jahren sind immer wieder begeistert dabei: Mit Tanz, Schauspiel und viel Gesang werden die Zuschauer bestens unterhalten. Viele Aufführungen gab es außerhalb Cronenbergs: Bremen, Dresden, Magdeburg, Berlin, Düsseldorf, Erkelenz… Spell 88 hat einen guten Namen… Wir sind die erste Gruppe in Deutschland, die Children of Eden aufführt. Unser Jugendchor ist überkonfessionell und gestaltet in erster Linie Gottesdienste und Messen. Unser letztes Projekt war ein Gospelkonzert. Alle zwei Jahre inszenieren wir ein Musical. Viele Jugendliche kommen immer wieder neu hinzu. So sind wir zur Zeit ungefähr 45 Mitwirkende im Alter von 14 – 27 Jahren. In der Band musizieren Oboe, Flöte, Klarinette, Saxophon, Keyboard, Bass, Gitarre und Drums.“ (Martin Ribbe, der Mentor der Gruppe)

Auch am 23.10. war das Martin-Luther-Haus beinahe ausverkauft. Schon die ersten Szenen zeigten die Stärken des Stückes: Mit großem Elan wird der Zuschauer durch raschen Wechsel von Massenszenen – die durch die sehr kleine Bühne allerdings bisweilen an ihre Grenzen stoßen – und sehr eindringlichen, fast schon kammerspielähnlichen Elementen in die Thematik eingeführt und gefesselt. Bereits ganz zu Anfang zeigen Stefania Stasi (Eva, Noahs Frau), Björn Spörkel (Gottvater) und Jörg Wasserfuhr (Adam, Noah), dass sie nicht nur gut singen, sondern durchaus auch zu einfühlsamer schauspielerischer Leistung fähig sind. Das Motiv, das die drei miteinander eng verknüpften Handlungsstränge (Adam und Eva, Kain und Abel, Noah und seine Familie), durchzieht, erschließ sich dem Zuschauer nicht nur dann, wenn er die (englischen) Liedtexte versteht: Die Beziehung zwischen Gott, der auch Lehrer und Vater ist, und seinen naiven Kindern in ihrem Kampf um Liebe, Vertrauen und Anerkennung. Das Durchbrechen-Wollen von Grenzen gewinnt zunehmend im Stück an Bedeutung, wird optisch z.B. durch Tanzszenen mit Bändern unterstützt. Evas hervorragend gespielte Naivität kippt langsam um, wenn sie den Begriff des „Jenseits“ für sich entdeckt, ohne dass das Stück in transzendentales Rührwerk umschlägt. Beherrscht zunächst eine etwas unglücklich gewählte Farbgebung – Grautöne überwiegen – Bühne und Kostüme, so kommt jetzt wirklich Farbe ins Spiel. Mit der Zuspitzung des ersten Stranges auf die Vertreibung aus dem Paradies hin gewinnt das Stück an Kontur: Der Begriff der Scham, so gar nicht typisch für ein Musical, und die Angst vor dem Versagen kulminieren zu Beginn des zweiten Stranges im ersten Akt, des Zuges der Familie durch die Wüste. Hervorragend angelegt und künstlerisch gut umgesetzt von Florian Danowski (Kain, später auch Japhet) und Ralf Heidelberg (Abel/Ham), deren Disharmonie schon von den Typen her deutlich wird, ist der Konflikt zwischen beiden Brüdern, der den jungen Erwachsenen vom Kind differenziert. Schwierigkeiten Adams, das Erwachsenwerden seiner Söhne als Phase der Erkenntnis, des Suchens, der Unruhe und der Unzufriedenheit zu akzeptieren, auch einmal Ungehorsam als Element der Emanzipation zu begreifen, werden erkennbar im Übergang von einer gewissen Statik zu einer aktionsreicheren Handlung in den letzten Szenen, die ganz klar den Höhepunkt des ersten Teils darstellen.

Stück und Regie vermeiden den Fehler, Kains Verhalten zum Vorbild zu erheben.: Schon weit vor dem Brudermord wird erkennbar, dass sein Weg der Irrweg eines vertrauenslosen Sich-Emanzipierens ist, das alles ohne Sinn hinterfragt. Mit Evas Tod vermittelt das Ende ersten Aktes die Erkenntnis, dass zum Erwachsenwerden auch die Akzeptanz des Verlustes gehört. Im zweiten Akt spielte das Ensemble trotz erheblicher technischer Probleme – die Gruppe hätte eine wesentlich bessere Ausstattung verdient – wie befreit auf. Das Lied „The naming/Noah’s Lullaby“ ist an Komik im Stück kaum zu überbieten.

Langsam sprang der Funke auch auf das Publikum über, das im ersten Teil durchaus noch applausfreudiger hätte sein können. Dies ist vor allem Anne Köllner zu verdanken, deren Stimme wirklich überraschte und die bei angenehm sparsamer Gestik dem Liebeslied „Stranger to the rain“ einen beinahe bluesmäßigen Touch verlieh – hoffentlich hören wir sie weiterhin! Ihr Duett mit Florian Danowski war einer der künstlerischen Höhepunkte des Stückes, wobei der Partner ihr kaum nachstand. Noah gelingt es schließlich nach langer Reise – die Darstellung erinnerte, wie die Kulissen insgesamt, angenehm an die „Augsburger Puppenkiste“ – seine Konflikte mit Sohn Japhet („Ich muss wohl einsehen, dass das Schwierigste, Seltenste und Ehrlichste an der Liebe das Loslassen ist“) und mit der Vaterfigur Gott zu einem versöhnlichen Ende zu bringen. Spätestens bei der Präsentation von „Ain’t it good“ verwandelte sich das Martin-Luther-Haus in eine Methodistenkirche des amerikanischen Südens: Begeistert nahm das Punlikum die Elemente des Gospels auf und forderte mehrere Zugaben.

Eine weitgehend sichere Intonation war der straffen Führung durch Band und Chor zu verdanken, die anstelle einer Tonkonserve, wie man sie heute schon in „großen“ Musicalhäusern, zuletzt in Köln, ertragen musste, zur Atmosphäre des Abends entscheidend beitrugen. Die Choreographie überzeugte noch nicht an allen Stellen, vielleicht sollte man die Größe der Bühne stärker berücksichtigen und bei den Kostümen auf mehr Farbenspiel setzen.

Der Abend war erfreulich, wer Laienschauspieler akzeptiert und nicht immer Perfektion in den Vordergrund stellt, kommt voll auf seine Kosten. An Hingabe und Einsatz, aber auch Talent der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler fehlte es wirklich nicht – Spell 88 und Children of Eden verdienen eine Erwähnung in Cronenbergs Kulturleben.

In weiteren Hauptrollen: Sara Lippkau und Lisa Steinfeld. Erfreuliche Leistungen in einer Nebenrolle bot Mewlanie Tusch. Sonst wirkten mit: C. Egen, K. Hille, A. Stöcker, V. Mausbach, K. Heinze, C. Ratz und M. Voß.

 

Mitwirkende

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Rolle Darsteller
GottvaterHorst Knoblich, Björn Spörkel
Eva / Mama NoahStefania Stasi
Adam / NoahJörg Wasserfuhr
Kain als KindSara Lippkau
Abel als KindLisa Steinfeld
Kain / JaphetFlorian Danowski
Sets Frau / AphraMareike Voß
Abel / HamRalf Heidelberg, Roland Stiebel
SchlangeCorinna Egen, Kathrin Hille, Annette Stöcker, Verena Mausbach, Katrin Heinze
AyshaCorinna Ratz
Set / SemMelanie Tusch
YonahAnne Köllner, Cornelia Budde
Stimme Name
Sopran Cornelia Budde, Katrin Buschmann, Magdalena Gadatsch, Sabine Ludwig, Kathrin Hille, Julia Hußmann, Anne Köllner, Birgit Krieger, Verena Mausbach, Tanja Nowak, Andrea Schlörscheidt, Sonja Schmidt, Stefania Stasi, Irina Tschebanenko, Sarah Ziegler, Yvonne Wenz, Verena Bähr, Ariane Stephan
Alt Nicole Conradi, Corinna Egen, Sabine Gehrmann, Nina Heck, Katrin Heinze, Ines Inkeller, Sara Lippkau, Wiebke Neubüser, Anna Liesa Puppe, Corinna Ratz, Inka Sharaf, Lisa Steinfeld, Christiane Stiebel, Annette Stöcker, Melanie Tusch, Mareile Voß
Tenor Horst Knoblich, Roland Stiebel, Jörg Wasserfuhr, Ralf Heidelberg
BassFlorian Danowski, Felix Kerlen, Frank Klingenhöfer, Boris Milos, Björn Spörkel, Björn Wenz, Stefan Wildner
InstrumentMusiker
FlöteKatrin Schlingensiepen
BlockflötenChristiane Ribbe, Christina Ohler
AltsaxNicole Picard
TenorsaxChristina Ohler
OboeSusanne Schmidt
Gitarre 1Jan Schellhoff
Gitarre 2Andreas Conradi
KlarinetteChristina Ohler, Lisa Steinfeld
KeyboardStefan Schaller
DrumsKai Merkle
PercussionMarkus Thiel
BassChristiane Ribbe, Nicole Picard
Technik Name
TontechnikFrank Klingenhöfer, Martin Ludwig
Lichttechnik Moritz Felder, Heike Roxlau
Aufgabe Name
Requisite Lisa Steinfeld, Corinna Ratz
Bühnenbild Kathrin Hille, Boris Milos, Lisa Steinfeld, Jörg Wasserfuhr, Frank Klingenhöfer, Corinna Ratz
Kostüme Sabine Ludwig, Petra Klingenhöfer, Inka Sharaf
Programmheft Annette Stöcker, Horst Knoblich, Birgit Krieger, Katrin Heinze, Björn Spörkel
SouffleusenCornelia Budde, Magdalena Gadatsch
Übersetzung Silke Wiesemann
Leitung Name
Regie Cornelia Budde, Horst Knoblich, Katrin Heinze, Jörg Wasserfuhr, Stefania Stasi
Choreographie Karin Sträter
Band und Gesamtleitung Martin Ribbe

Tournee

Nr. Datum Ort
128. August 1999Premiere in Cronenberg
2August 1999 Cronenberg
3Oktober 1999Cronenberg
4November 1999Erlöserkirche Velbert
5Januar 2000 Cronenberg
6Februar 2000Stadthalle Erkrath
7Februar 2000 Johanneskirche Mülheim / Ruhr
8April 2000Mehrzweckhalle Schwanenberg
9Mai 2000Cronenberg
10Juni 2000Katholikentag Hamburg: St.Annen
11Juni 2000Katholikentag Hamburg: St.Gabriel
12Juni 2000Kirchenmusikfest Bad Kreuznach: Johanneskirche
13Juni 2000Expo Hannover: Jam City
14August 2000Laurentius Platz im Zelt: Wuppertal
15November 2000 Cronenberg