Über das Stück

Das Musical Godspell – neben Jesus Christ Superstar und Hair einer der Hits der frühen Siebziger – bringt ausschließlich Elemente aus dem Neuen Testament auf die Bühne. Es ist eine Auswahl von Evangelientexten getroffen (hauptsächlich aus dem Matthäus-Evangelium), die repräsentativ für das Lehren, Wirken und Leben Jesu stehen. Die Texte werden jedoch nicht in ihrem historischen Kontext belassen, sondern von einer Gruppe Jugendlicher gesprochen und gespielt, die sie in heiterer, aber leidenschaftlicher Weise darstellen. Das Stück an sich hält sich mit Interpretationen stark zurück, sondern lässt die Evangelienauszüge für sich sprechen: Die Ausführung bleibt der jeweiligen Inszenierung überlassen. Sind Ulk und Verzerrungen offensichtlich erlaubt, ja gefordert, so erscheint eine Überschreitung der Grenze zur Lächerlichkeit unangemessen. Godspell selbst hält sich in respektvoller Distanz zu dieser Grenze.

Nach Jesu Taufe erlebt der Zuschauer die Welt der Gleichnisse (etwa vom undankbaren Schuldner, vom barmherzigen Samariter, vom verlorenen Sohn, von der Saat) ebenso wie Auszüge aus der Bergpredigt. Der erste Akt schließt mit der Goldenen Regel (Was du nicht willst, das man dir tu…) und dem Zuversicht spendenden Lied „You are the light of the world“. Die heitere Atmosphäre, die trotz der ernsten Thematik vorherrscht, kippt nach der Pause um: Verstärkt treten die Pharisäer auf, die Jesus durch Fragen testen, die Ehebrecherin wird vor der Steinigung bewahrt, Jesus klagt über Jerusalem und hält seine apokalyptische Rede. Das letzte Abendmahl, der Verrat durch Judas und Jesu Gefangenname und Hinrichtung bilden dann zwar den Abschluss im Textbuch, aber das Schlusslied lässt die Auferstehung ahnen.

Presse

Westdeutsche Zeitung – 8. Juni-1989

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Für den Kirchentag in Berlin studierte eine Gruppe Jugendlicher zusammen mit der Band „Raduga“ der Evangelischen Kirchengemeinde Cronenberg das amerikanische Musical „Godspell“ ein, das im Cronenberger Martin-Luther-Haus Premiere hatte. Die Idee ging vom Kirchenmusiker Martin Ribbe aus, der das Stück in einer Laienaufführung in Hannover gesehen hatte. Noten mussten aus England geordert werden, dann konnte es im vergangenen Oktober für die per Zeitungsanzeige angelockten Darsteller und Musiker losgehen. „Ganz von Null mussten wir mit der Bühnenarbeit anfangen, die meisten hatten vorher weder getanzt noch gesungen“, erzählt Martin Ribbe. Jeden Donnerstag drei Stunden Tanztraining mit einer Choreografin vom Wuppertaler Opernhaus, jeden Samstag drei Stunden Chorprobe, zusätzlich noch Probenwochenenden, so sah der Terminplan der 13- bis 26jährigen aus. Auf der Bühne machte die Truppe dann einen fast professionellen Eindruck, wobei ihr der Charme nicht verloren gegangen war. Völlig selbstverständlich griffen die Akteure zum Mikrofon und sangen teils fetzige, teils getragene Lieder. Leitperson ist der Jesusdarsteller Dirk Hausberg. Er erzählt Gleichnisse und Geschichten und gibt Denkanregungen für die nächste Musiknummer. Auffallend war, wie sehr sich die Truppe steigern konnte. Zum Schluss gab es zur Begeisterung des Publikums zwei Zugaben. Donnerstag, 15.Juni, wird das Musical im Martin-Luther-Haus aufgeführt.

DER WEG – 28.06.1989

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Elberfeld. Gerade wirbelten sie noch über die Bühne im Cronenberger Martin-Luther-Haus, zwei Stunden später ging es mir dem Bus los zum Berliner Kirchentag. Dort hatten die Raduga-Band und ein neugegründeter Chor ihren großen Auftritt mit dem Rockmusical „Godspell“ von Stephen Schwartz. Begonnen hatte dieses Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde Cronenberg mit einer Idee von Kantor Martin Ribbe. In Schulen und an der Universität wurden junge Sängerinnen und Sänger gesucht, ehemalige Konfirmanden wurden angeschrieben. Dann konnten rund 30 Akteure mit den monatelangen Proben beginnen. Für die musikalische Begleitung sorgte die Raguda-Band. Zwei Abendvorstellungen in Cronenberg – als Generalprobe für den Kirchentagsauftritt gedacht – waren restlos ausverkauft. Und auch in Berlin musste in aller Eile eine zweite Vorstellung am selben Abend organisiert werden, weil noch 400 Menschen vor der Türe standen. Ein großer Erfolg für alle Mitwirkenden. „Godspell“ erzählt die Geschichte Jesu nach Motiven aus dem Matthäusevangelium. Biblische Geschichten und Worte Jesu wechseln mit den Reaktionen des „Volkes“, meist in den Liedern dargestellt. Das Stück war lange Zeit ein Broadway-Erfolg. Und einen Hauch von Broadway vermittelte dann auch die Bühne im Martin-Luther-Haus. Alltagskleidung, phantasievoll verwandelt, und eine Straße als Bühnenkulisse bildeten den äußeren Rahmen, den alle Beteiligten mitgestaltet hatten. „Prepare ye the way of the Lord“ (Bereitet dem Herrn den Weg) – mit einem leisen Song begann das Musical; dann hieß es „Spot an“, und die jungen Leute tanzten singend über die Bühne. Mal sanfter, mal temperamentvoller ging es weiter. Ein Jesus in Jeans vermittelte seine Botschaft und erntete mal Lachen, mal Erstaunen beim „Volk“. Solo-Sängerinnen und –Sänger wechselten sich bei den eindrucksvollen Songs mit dem ganzen Chor ab – bis zum großen Finale. Die langen Proben hatten sich gelohnt: Wie Profis zeigten die vielen Akteure, was sich mit Engagement auf die Beine stellen lässt. Nach dem Kirchentag gab es weitere Auftritte in Cronenberg. Im Herbst werden die Cronenberger mit ihrem Rockmusical „Godspell“ wahrscheinlich auf eine kleine Tournee gehen, denn aus anderen Gemeinden liegen schon viele Anfragen vor. Kirchentagsbesucher von Bremen bis München zeigten an diesem Projekt Interesse. Susanne Bernard

Mitwirkende

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Ensemble
Renate Barthel, Achim Berger, Corinna Egen, Dagmar Embacher, Sandra Giombolini, Dirk Hausberg, Markus Hein, Antje Jaeger, Knut Joetten, Andrea Kanschat, Kerstin Künzel, Michael Krieger, Sandra Lehmann, Tanja Nowak, Christina Rüttgers, Marc Rose, Claudia Roß, Andrea Schloerscheidt, Stefanie Schmiedel, Ulf Spitzel, Claudia Stassen, Winfried Straube, Dani Tillmann, Christoph Weber, Markus Weber, Frauke Wiebel, Volker Wiebel, Helena Zimmermann
InstrumentMusiker
KlavierMartin Ribbe
GitarreFlorian Mehring
BassAndre Brust
DrumsGerd Albers
FlöteClaudia Roß
SynthesizerThomas Orth
AufgabeName
TontechnikAchim Berger
LichttechnikKnut Jötten, Winfried Straube
RegieAlle gemeinsam
ChoreographieKarin Jäger
BühnenbildClaudia Roß

Tournee

Nr.DatumOrt
1Juni 1989Premiere im Martin-Luther-Haus
2Juni 1989Martin-Luther-Haus
3Juni 1989Berlin Tegel beim Kirchentag 20:00 Uhr
4Juni 1989 Berlin-Tegel Kirchentag 22:00 Uhr
5Juni 1989 Martin-Luther-Haus
6Juli 1989 Martin-Luther-Haus
7August 1989Neue Kirche Wuppertal Sophienstrasse
8September 1989Johanneskirche Wuppertal
9Oktober 1989Harpstedt
10Januar 1990Ev. Kirche Kelzenberg
11Januar 1990Matthäus-Kirche Leverkusen Jugendcafé
12März 1990Christuskirche Wuppertal Elberfeld
13April 1990Dresden
14April 1990Erfurt
15Mai 1990Jakobskirche Weimar
16Mai 1990Magdeburger Dom im Rahmen der 5.Dom-Musik
17Mai 1990Derniere im Martin-Luther-Haus