Über das Stück

Die Uraufführung des Musicals JOSEPH fand am 1. März 1968 für die Eltern der Kinder der St.Paul´s Schule in London statt. Es war das erste Stück von Lloyd Webber und Tim Rice. Sie hatten das Musical für einen Schul-Chor komponiert. Ursprünglich folgt daher auch ein Song auf den anderen.

Die Dauer des Stücks (ungefähr 25 Minuten) war für SPELL ’88 zu kurz – wir waren auf der Suche nach einem abendfüllenden Musical. So bildeten wir eine Arbeitsgruppe, die Sprechtexte schrieb. Dabei kam uns die mehrbändige Ausführung zu „Joseph“ von Thomas Mann zur Hilfe. Bei unserer Produktion gab es nun also auch reine Spielszenen. Das erleichterte das Verständnis des Stücks, denn schliesslich wurden die Songs wie immer auf Englisch gesungen.

Inhalt der Songs

Jacob and Sons
Wir lernen Jacob und seine Familie kennen. Er hat 12 Söhne. Wir erfahren, dass Jacob den 1.Sohn seiner Lieblingsfrau am meisten liebt und nur ihm deshalb einen wunderschönen, kunterbunten Mantel schenkt. Diese Tatsache macht natürlich die anderen Brüder neidisch . . .

Josephs Dreams
Joseph träumt etwas besseres zu sein und er gibt kräftig an! Seine Brüder sind nicht nur neidisch auf ihn, sondern auch sehr verärgert über seine ewige Prahlerei. Sie beschliessen: Der Träumer muss weg !

Poor, poor Joseph
Joseph wird kurzerhand an vorbeiziehende Ismaeliter verkauft und so nach Ägypten verschleppt.

One More Angel in Heaven
Die Brüder erzählen dem Vater eine herzergreifende Geschichte. Sie ist frei erfunden und besagt: Joseph hat sich im Kampf mit einem wilden Tier selbst geopfert. Nun ist er im Himmel!

Potiphar
Joseph wird an den mächtigen Potiphar nach Ägypten verkauft. Dort steigt er auf zu einem der ersten Sklaven! Er genießt nicht nur das Vertrauen seines Herren, sondern auch die Gunst von Potiphars Frau. Diese verführt ihn – und Joseph landet im Kerker.

Close Every Door
Im Gefängnis tröstet sich Joseph mit der Verheißung Gottes: Seine Familie soll einmal der Grundstein zu seinem großen Volk sein.

Go, Go, Go Joseph
Joseph vertreibt sich die Zeit im Gefängnis mit den Wächtern. Er deutet deren Träume.

Pharao Story
Pharao ist der mächtigste Mann des Landes. Jeder, der in seine Nähe kommt, kniet vor ihm nieder. Seit einiger Zeit aber treten andere Dinge in den Vordergrund seines Lebens: seltsame Träume rauben ihm den Schlaf.

Poor, Poor Pharao / Song Of The King
Der Verzweiflung nahe hört Potiphar von der Josephs Traumdeutkunst. Er lässt ihn holen und erzählt seinen Traum: „Ich träumte von 7 mageren Kühen, die 7 fette Kühe auffraßen.“ Was hat das nur zu bedeuten?

Pharaohs Dreams Explained
Joseph deutet den Traum folgendermassen: 7 reiche Jahre werden auf Ägypten zukommen, denen werden 7 magere Jahre folgen. Er schlägt Pharao vor, rechtzeitig Vorräte anzulegen.

Stone The Crows
Pharao ist beeindruckt von Joseph. Er gibt ihm die Freiheit zurück und macht ihn zur Nummer 2 des Landes: Er wird Verwalter! Pharao und Joseph werden dicke Freunde. Ein weiblicher Fanclub dankt Joseph herzzerreißend.

Those Canaan Days
Die mageren Jahre bringen eine Hungersnot über das Land. So geht es auch Josephs Familie im Lande Kanaan sehr schlecht. Sie trauern den erlebnisreichen Jahren mit Joseph nach.

The Brothers Come To Egypt / Grovel, Grovel
Der einzige Ausweg aus dieser Katastrophe führt zu dem Beschluss der Brüder nach Ägypten zu ziehen. Dort wenden sie sich in ihrer Not an den Verwalter des Pharao – erkennen aber ihren eigenen Bruder nicht. Dieser will sie auf die Probe stellen und schmuggelt einen wertvollen Becher in Benjamins Sack.

Who´s The Thief?
Als sich die Brüder auf den Rückweg machen, halten die Wachen sie auf. Der Becher wird in in ihrem Gepäck entdeckt. Wer ist der Dieb? War es wirklich Benjamin?

Benjamin´s Calypso
Die Brüder stellen sich schützend vor ihren kleinen Bruder. Sie können es nicht glauben, dass Benjamin den Becher gestohlen hat.

Joseph All The Time
Joseph merkt am Flehen und Bitten der Brüder, dass sie sich geändert haben. Endlich gibt er sich zu erkennen und es wird ein großes Fest der Wiedersehensfreude gefeiert.

Jacob in Egypt
Jacob wird nach Ägypten geholt und schließt nach vielen endlos traurigen Jahren den totgeglaubten Sohn wieder in seine Arme. Danach stirbt der alte Jacob versöhnt.

Any Dream Will Do
Joseph lässt in Gedanken die ganze Geschichte – angefangen bei diesem wunderschönen, kunterbunten Traummantel – noch einmal Revue passieren.

Presse

Pharao, ein Rocker in Lederkluft

Von Matthias Kosubek

Harpstedt. Wenn Beifall das „Brot“ des Künstlers ist, dann wurde die Jugendgruppe „Spell 88“ am Samstagabend in der Pausenhalle der Harpstedter Haupt- und Realschule mehr als reichlich entlohnt: Mit frenetischem Applaus, Pfiffen, rhythmischem Klatschen und „Zugabe“-Rufen quittierten die rund 200 Zuschauer nach gut zwei Stunden die Aufführung des Musicals „Joseph“ von Andrew Lloyd Webber. Während es dem Ensemble aus Wuppertal-Cronenberg unter der Leitung von Martin Ribbe bei ihrem Gastspiel vor zwei Jahren gelungen war, mit dem Musical „Godspell“ bereits nach wenigen Minuten den Funken der Begeisterung auf das Publikum überspringen zu lassen, reagierten die Zuschauer am vergangenen Sonnabend zunächst eher „cool“. Vielleicht lag es auch daran, dass dem 1968 vom Erfolgs-Komponisten Webber („Jesus Christ Superstar“, „Evita“, „Cats“, „Starlight Express“, „Das Phantom der Oper“) geschriebenen Stück (die Texte stammen aus der Feder von Tim Rice) ein wenig der Pep fehlte. Vielleicht waren die Zuschauer auch einfach an diesem Abend nicht so gut „drauf“ wie im Oktober 1989.

Die 45köpfige Gruppe aus Cronenberg (übrigens alles Laien) gab jedenfalls ihr Bestes und servierte am Ende ein halbes Dutzend Zugaben. Für einen fetzigen Sound sorgte die elfköpfige Band. Das Ensemble auf der Bühne überzeugte vor allem bei den mitreißenden Chor-Stücken, auch einige Solo-Passagen waren mit recht guten Sänger(inne)n besetzt. Besonders bei den Tanzeinlagen spendete das Publikum Beifall. Einen wesentlichen Beitrag dazu, dass die unterschiedlichen Stimmungen der insgesamt 18 Szenen zur Geltung kamen, leistete der Beleuchter, der eine Palette von Farben und Spots auf Lager hatte.

Die alttestamentarische Geschichte von Joseph, der von seinen Brüdern an die Ismaeliter verkauft wird, nach Ägypten kommt, dort Sklave von Potiphar wird, von dessen Frau verführt wird, im Kerker landet, durch seine Traumdeutungen auffällt, in die Dienste des Pharao tritt, die sieben fetten und mageren Jahre prophezeit und schließlich seinen Brüdern verzeiht, kennen sicher die meisten noch aus dem Religionsunterricht. Diese „Story“ hat alles, was eine gute Familiensaga braucht: Neid und Hass, Irrungen, Sex und ein „Happy End“.

Die Geschichte wurde etwas verfremdet: So ist Joseph eher ein eitler, „karrieregeiler“ Fatzke, Pharao ein Rocker mit Lederkluft und Sonnenbrille. Um den englischen Text der Songs verständlicher zu machen, hatten die jungen Leute kleine Zwischenszenen geschrieben, in denen der Handlungsablauf erläutert wird. Dabei griffen sie auch mal auf den „Slang“ zurück, der offensichtlich heute unter Jugendlichen „in“ ist. Originell auch der Einfall, ein etwas trotteliges Paar („Emil“ mit Baskenmütze, „Luise“ mit weißer Häkelstola) auftreten zu lassen, das den Handlungsablauf mit dem Fernglas beobachtet und kommentiert.

Dümmlicher Glückspilz

Harpstedt. In den Genuss der Musicals des Engländers Andrew Lloyd Webber zu kommen bedeutet nicht gleich zu „Cats“ und „Phantom der Oper“ nach Hamburg oder zu „Starlight Express“ nach Bochum zu fahren. Denn am Sonnabend führte „Spell 88“, eine Laienspielgruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Wuppertal Cronenberg, das Musical „Joseph And The Amazing Technicolor Dreamcoat“ auf. Dass Webber auch ein christliches Musical geschrieben hat, war vielen unbekannt. Die Gruppe „Spell 88“ hatte es extra für den Kirchentag 1991 einstudiert und mit so großem Erfolg gespielt, dass die Gruppe in der Zwischenzeit schon an vielen anderen Orten ihr Können demonstrierte.

Die Geschichte ist sehr verwandt mit der biblischen Erzählung von Josef, der, von seinen Brüdern verstoßen, in Ägypten eine steile Karriere macht. Am bekanntesten dürfte die Episode der Traumdeutung mit den sieben fetten und den sieben mageren Jahren sein. In der Kostümwahl und der Ausstaffierung der Bühnenbilder für die Schauplätze der Handlung hält sich „Spell 88“ an die Form, wie man sie von der biblischen Geschichte auch erwarten könnte, „im Land der Pharaonen“ vor 3000 Jahren. Bei der Sprache allerdings wählte die Gruppe, die von ihrer eigenen Band hervorragend begleitet wurde, moderne Texte und „zeitgemäße“ Ausdrücke.

Je mehr die Erzählung voranschritt, desto mehr hatte man das Gefühl, an einer professionellen Aufführung teilzunehmen. Einzig die Akustik ließ zu wünschen übrig.

Sehr interessant war die Darstellung der einzelnen Charaktere. So war Josef eher der dümmliche Glückspilz, der aufgrund einer gewissen Bauernschläue nach oben kam. In seiner Wortwahl war Joseph auch recht modern als die Annäherungsversuche der Gattin mit „… als die an mir herumfummelte…“ beschrieb. Der ägyptische Pharao Potiphar hingegen war eine Interpretation der klassischen Bühne reinsten Wassers. Mit seiner kräftigen Stimme und eindeutigen Monologen hätte man ihn ohne zu zögern in der Hamburger Staatsoper unterbringen können. Seine Gattin hingegen sagte während des ganzen Stückes kein Ton. Das war auch nicht nötig, zeigte sie sich doch als verführerischer „Vamp“.

Die Gesangsleistungen waren hervorragend mit den Textteilen abgestimmt, wie auch die Choreographie erstklassig stimmte, soweit man es von einen Laiengruppe erwarten kann. Auch die eine oder andere Balanceschwierigkeit oder Probleme in der perfekten Körperhaltung traten auf, doch sah man dieses den Akteuren natürlich gerne nach, die sich wirklich alle Mühe gaben. Man merkte, dass es ihnen sehr viel Spaß macht, in diesem Team mitzuwirken.

Der zunächst etwas befremdliche Titel „Joseph and the amazing technicolor dreamcoat“ löste erst gegen Ende des Stückes die Fragezeichen mancher der fast 200 Besucher. Es handelte sich nämlich um einen kunterbunten Mantel, den Joseph von seinem Vater Jacob geschenkt bekam. Dieser Mantel ist auch mit ein Auslöser für die Reaktion der Brüder, Joseph „loszuwerden“. Nach den vielen komischen und verwickelten Erlebnissen und der abschließenden Versöhnung mit seinen Brüdern erinnert sich Joseph in der Schlußszene wiederum an seinen kunterbunten Mantel, der auch für sein „kunterbuntes“ Leben stehen könnte.

 

Tournee

Nr. DatumOrt
1Juni 1991Premiere in Cronenberg
2Juni 1991Cronenberg
3Juni 1991 Kirchentag, Zeche Karl, Essen
4Juni 1991Kirchentag, Birkmannschule, Dortmund
5Juni 1991Zeche Karl, Essen
6Juni 1991Mühlheim, Dümpten
7Oktober 1991Gronau
8Oktober 1991Johanneskirche Friedenshain, Wuppertal
9Oktober 1991Harpstedt
10November 1991Bedburg, bei Köln
11Dezember 1991Düsselorf-Gerresheim
12Dezember 1991Wuppertal-Langenfeld
13Februar 1992Johanneskirche, Mühlheim
14Februar 1992Christuskirche, Wuppertal-Elberfeld
15Februar 1992Sandkrug, bei Oldenburg
16Mai 1992Wuppertal-Cronenberg
17Juni 1992Wuppertal-Cronenberg
18Juni 1992Schloss Burg, Solingen
19Juli 1992Pfarrsaal St. Germanus, Köln-Wesseling

Mitwirkende

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Ensemble
Gerd Albers, Renate Barthel, Achim Berger, Helmut Brand, Andre Brust, Annette Buttgereit, Beate Denker, Corinna Egen, Mirjam Eid, Dagmar Embacher, Antje Jaeger, Knut Joetten, Julia Keller, Anne Köllner, Kerstin Künzel, Sandra Lehmann, Volker Ludwig, Verena Mausbach, Florian Mehring, Regina Meidrodt, Christos Mitrou, Monika Most, Axel Nieland, Tanja Nowak, Thomas Orth, Holger Paas, Sonja Perkams, Christiane Perkams, Jochen Radzun, Frauke Riemann, Mareike Rodewyk, Marc Rose, Monika Rose, Tatiana Rosenthal, Claudia Roß, Stefanie Schmiedel, Carsten Schneider, Kerstin Schulz, Inka Serpé, Claudia Stassen, Anke Stein, Susanne Walter, Monika Wildner, Christof Zielony
InstrumentMusiker
Klavier Martin Ribbe
GitarreFlorian Mehring
SchlagzeugGerd Albers
AkkordeonKnut Jötten
PosauneKnut Jötten
BassAndré Brust
TrompeteCarsten Schneider
KlarinetteSusanne Walter
SaxophonSusanne Walter
KeyboardThomas Orth
Flöte Claudia Roß
PercussionHelmut Brand
Aufgabe Name
TechnikAchim Berger
ChoreographieKarin Jäger
DramaturgieCorinna Egen, Marc Rose, Claudie Stassen
ÜbersetzungHolger Paas
WerbungDagmar Embacher, Claudia Staßen
BühnenbildAntje Jäger, Knut Jötten und Team
KostümeInka Serpé, Corinna Egen und Team
TontechnikAnastassios Stomas
LichttechnikArmin Barthel, Achim Berger Knut Jötten
FotosMichael Böhme